Der Emotionalkörper

Der physische Körper bildet die Gesetzmäßigkeiten der feinstofflichen und geistigen Ebene auf die materielle Welt ab, und überträgt dabei die funktionalen Zusammenhänge auf erd-, bzw. materiegebundene Gesetzmäßigkeiten. Eine strukturbildende Analyse eines feinstofflichen Körpers selbst ist nur schwer durchführbar, und wird immer vage bleiben. Vielleicht ist sie aber auch gar nicht so wichtig, bzw. sinnvoll. Wie sich aber seine Wirkungen auf den physischen Körper übertragen, das lässt sich unmittelbar beobachten.

Schaut man sich nun den Bereich der Emotionen an, entdeckt man als erstes eine Fülle von Redewendungen, bei denen Gefühle mit dem physischen Körper in Verbindung gebracht werden. Der genaue Ursprung solcher Redewendungen ist dabei nur schwer zu ermitteln, Bedarf eines größeren Forschungsaufwandes, und verliert sich dann im Detail doch wieder irgendwo in einer fernen, unzugänglichen Vergangenheit. Man neigt zur Frage: gibt es hier überhaupt einen rationalen, schlüssigen Hintergrund? Schaut man über den Tellerrand der abendländlichen Wissenschaft und Kultur hinaus, dann lässt sich eindeutig sagen: ja, den gibt es. Aber schauen wir uns zuerst einmal ein paar solcher Redewendungen genauer an…

„Mir blutet das Herz“ / „Ich habe Herzschmerzen“

Es bedarf keiner großen Interpretationsfähigkeit, um zu verstehen, dass hier jemand seine Trauer zum Ausdruck bringen möchte, die ihn fast schon lähmt und außer Gefecht setzt. Es trifft die ganze Persönlichkeit.

„Mir kommt die Galle hoch“

Bei diesem Ausdruck ist unmißverständlich klar, dass jemandem die Aggressionen bis zum Hals stehen, und er sie lautstark zum Ausdruck bringen muss, weil er sie einfach nicht mehr halten kann. Eine starke Energieform, die nach außen getragen werden muss und sich ausdehnt.

„Was ist dir denn über die Leber gelaufen?“

Ein verschlossenes, schweigsames Verhalten mit niedergeschlagener Kopf- oder Körperhaltung und einem grimmigen Gesichtsausdruck, kann schon mal zu dieser Frage verleiten, weil man einfach erkennen kann, dass sich jemand mit Wut, dunklen Gedanken, oder einer Beleidigung herumplagt. Ebenfalls eine starke Energie, die sich aber in diesem Fall aber mehr nach innen richtet.

„Das geht mir aber an die Nieren“

Verzweiflung und Ausweglosigkeit werden hier zum Ausdruck gebracht, wie bei einem Schock, der sich nur schwer verarbeiten lässt. Man verliert den Lebensmut, und tritt kaum noch aktiv ins Leben.

„Ich mach mir ins Hemd“

Ist man von einer Angst so überwältigt, dass man nahezu die Kontrolle verliert, kann es auch schon mal vorkommen, das man „Wasser lässt“, also den Drang zum Urinieren einfach nicht mehr zurückhalten kann. Es ist eine Instinktreaktion des Körpers, die sich zu diesem Zeitpunkt bewusst nicht mehr steuern lässt.

„Das ist mir auf den Magen geschlagen“

Eine besonders stressige Situation, die typischerweise auch mit heftigen Sorgen verknüpft ist, macht sich auf körperlicher Ebene häufig dadurch bemerkbar, dass die Verdauung in irgendeiner Art gestört, oder auch gehemmt wird. Der Magen grimmt, ist verspannt oder verkrampft, und manchmal geht es sogar so weit, dass man sich kaum noch vollständig aufrichten kann. Der Verdauungstrakt rebelliert und reagiert auf den Einfluß der allzu großen Sorgen.

Was in der westlichen Welt vielleicht weit hergeholt zu sein scheint, ist in der medizinischen Betrachtungsweise der Ostasiaten völlig normal. In der asiatischen Kultur ist das 5-Elemente-System schon seit Jahrtausenden fest verankert, und es spiegelt sich auch im Bereich der TCM wieder. Dort gibt es fünf Energieachsen, denen emotionale Qualitäten und körperliche Organe zugeordnet werden.

Ist nun eine solche Energie gebündelt und in Ruhe, ordnet man sie einem Gemüt und einem Speicherorgan zu. Ein Speicherorgan hat seinen Namen daher, dass es in der Lage ist Informationen, Energie, und natürlich auch materielle Substanzen in größerem Umfang dauerhaft zu speichern. Es ist also der Träger des Gemüts. Kommt die selbe Energie aber in Bewegung, wird sie aktiv und dehnt sich aus, dann wandelt sie sich in Emotionen um, die wiederum einem Hohlorgan zugewiesen sind. Hohlorgan deswegen, weil dieses Organ in der Lage ist etwas materielles kurzfristig in größerem Umfang aufzunehmen, und dann nach außen zu führen. Ein Hohlorgan hat also einen funktionalen Zusammenhang zu dem ihm zugeordneten Speicherorgan, und es verfügt über eine Öffnung, die aus dem Körper herausführt. Beruhigt und bündelt sich die Energie wieder, wandelt sie sich wieder zum Gemüt und zieht sich ins Speicherorgan zurück.

Darüber hinaus wird einer solchen Energieachse auch eine Farbe zugeordnet, die wiederum die Qualität dieser Energie widerspiegeln soll.

Die folgende Auflistung zeigt diese Einteilung nach der TCM auf, und lässt auch erkennen, dass die funktionalen Zusammenhänge – zumindest auf rein körperlicher Ebene – im Einklang mit der Betrachtungsweise der westlichen Medizin stehen.

1. Energieachse

GemütAusgeglichenheit und Sanftmut
SpeicherorganLeber
EmotionenÄrger, Zorn, Wut
HohlorganGalle
Farbegrün (wie die Gallenflüssigkeit)

2. Energieachse

GemütTraurigkeit, Trauer, Leid
SpeicherorganHerz
EmotionenLust und Freude
HohlorganDünndarm
Farberot (wie das Blut)

3. Energieachse

GemütNachdenklichkeit / Grübeln
SpeicherorganPankreas / Milz
EmotionenSorgen
HohlorganMagen
Farbegelb (wie die Pankreas-Flüssigkeit)

4. Energieachse

GemütKummer
SpeicherorganLunge
EmotionenTeilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit
HohlorganDickdarm
Farbeweiß (wie der Lungenschleim)

5. Energieachse

GemütLebenswille
SpeicherorganNieren
EmotionenÄngste, Furcht
HohlorganHarnblase
Farbeschwarz (wie das Blut der Nieren)