Nähert man sich einer ursprünglichen Wortbedeutung und seiner Herkunft, so wie es in der Etymologie schon seit der Antike üblich ist, lässt sich oft die Entwicklung und der Sinn einer Bezeichnung besser verstehen. Insbesondere, ob diese Bedeutung nach wie vor noch im Einklang mit der zeitgenössischen Auslegung des Begriffs steht, oder nicht. Allein das Wort „Geometrie“ hat in seiner Herleitung schon eine eher unerwartete Bedeutung, die sich nicht so direkt erkennen lässt und weit über das hinausgeht, was man heute im Allgemeinen darunter versteht. Bei der Bezeichnung „Heilige Geometrie“ dehnt sich die Auslegung natürlich entsprechend noch weiter aus…
„Heilig“ steht im allgemeinen, also nicht-spirituellen, Zusammenhang ganz einfach für die Ursprünglichkeit einer Sache, die heil, ganz, ganzheitlich, also in seiner unbeeinflussten und ursprünglichen Form besteht. Sozusagen der Zeitpunkt ihrer Geburt im Bewusstsein des Menschen.
Das Wort „Geometrie“ leitet sich aus dem Griechischen ab und besteht aus zwei aneinander gefügten Begriffen. Einmal aus der Vorsilbe „Geo“, was soviel wie die Erde bedeutet. Dabei ist tatsächlich der Planet Erde gemeint, denn der Name „Gaia“ leitet sich ebenfalls von dieser Vorsilbe ab und steht bereits zur Zeit der Griechen in deren Mythologie für die personifizierte Darstellung des Planeten Erde. Zum zweiten steckt in dem Begriff „Geometrie“ das Wort „metron“, das für das Maß im Allgemeinen steht, und wovon sich die heutigen Worte „Meter“ und „metr(o)“ ableiten. Setzt man diese beiden Begriffe zusammen, erhält man das griechische Wort „geometria“, das sinngemäß für die Vermessung und die Maße der Welt steht.
Setzt man nun alles zusammen, kommt man also auf das eigentliche Geheimnis der heiligen Geometrie: es geht um die bedeutenden, elementaren Maße der Welt, mit denen sich architektonische Aspekte der Schöpfung „bildlich“ darstellen und nachvollziehen lassen. Ein ursprüngliches Wissen also, das im heutigen Mathematikunterricht leider nicht gelehrt wird, und die Geometrie daher eher fad und leer wirken lässt.