Anomalie der Sprache, oder Irrtum des Geistes?
Der Begriff „Atom“ stammt aus der griechischen Sprache und bedeutet so viel wie „unteilbar“. Die Idee der kleinsten, unteilbaren Grundeinheit der Materie wurde von griechischen Philosophen der Antike geprägt – soweit es durch erhaltene Originaldokumente belegt und belegbar ist.
Aber wer kam denn immer wieder auf die Idee die verschiedenen Entwürfe und Vorstellungen der materiellen Grundeinheit aus der naturwissenschaftlichen Forschung der letzten Jahrhunderte als „Atom-Modell“ zu bezeichnen?
Lange vor dem Bau des ersten Teilchenbeschleunigers war doch gleichzeitig mit einem sogenannten „Atom-Modell“ auch schon eine weitere Strukturierung des solchen in noch kleinere Bestandteile wie z.B. einer (Elektronen-)Hülle und einem Kern gegeben. Um Mal bei dem jüngsten Modell zu bleiben: jeder beliebige Ionisierungsvorgang widerspricht doch schon der Begrifflichkeit des „Atoms“. Sind Elektronen als Teil der Hülle, und damit als Teil des Atoms, durch ein kleines bisschen Energie abtrennbar, dann ist letzteres ja doch nicht unteilbar. Spätestens bei der Betrachtung der radioaktiven Strahlung muss dieses Wort doch aufgeben. Von Leptonen und Quarks ganz zu schweigen…
Statt dessen tappt man in die Vorurteilsfalle: „Tja, die alten Griechen, da ha’mm ’se sich ja mal schwer je-irrt mit der Unteilbarkeit…“. Wirklich?
Ich empfinde die Verwendung des Wortes „Atom“ in den heutigen europäischen Sprachen als äußerst fragwürdig, insbesondere wegen des fehlenden Belegs wie, wann, oder durch wen dieses Wort in seiner heutigen Verwendung Eingang in die jeweilige Sprache gefunden hat. Sie verfälscht die Begrifflichkeit im Sinne der antiken Philosophie. Das Gedankenmodell des „Atoms“ im ursprünglichen Sinne wird dadurch auf subtile Art und Weise verworfen und in Frage gestellt, nicht aber die relativ junge Namensvergabe. In diesem Zusammenhang möchte ich mal die folgende Frage stellen: „Wer kann denn heutzutage ernsthaft von sich behaupten den Gedankengang eines Herrn Leukipp oder Demokrit in voller Tiefe verstanden zu haben?“